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Historie

Der West- und Nordkaukasus war seit der Antike bis in die Neuzeit eines der Herkunftsgebiete vieler Sklaven für den Handel im Mittelmeergebiet und Persien.

Da die Tscherkessen vor allem für ihre Waffenkunst bekannt waren, bekleideten sie auch in der Diaspora als Sklaven militärische Positionen. Die Frauen sollen mit ihrer Selbstständigkeit im Osmanischen Reich für Befremdung gesorgt haben. Durch den Einfluss der Krimtartaren wurden die Tscherkessen im 15. Jahrhundert zumeist zu sunnitischen Muslimen.

Im Orientalismus des 19. Jahrhunderts wurden sie als idealste Form der weißen Ethnie betrachtet und idealisiert. Die Frauen wurden bevorzugt an Haremshäuser verkauft, sodass es dazu kam, dass mehrere osmanische Herrscher tscherkessische Mütter hatten. Abbilder der Frauen wurden zu Werbezwecken für kosmetische Produkte genutzt. Der Begriff caucasian im Englischen beschreibt noch heute die weiße Hautfarbe und ist auf die kaukasische Herkunft der Tscherkessen zurückzuführen.

Die Region Tscherkessien befand sich zu der Zeit zwischen zwei rivalisierenden Imperien, dem russischen Zarentum und dem osmanischem Reich. Mit den Bemühungen des Zarentums, die Kontrolle über das nordöstliche Schwarze Meer zu erlangen und sein Reich zu expandieren, gelangten die Tscherkessen sowie andere Kaukasusvölker ins Visier des Zarentums. Seit dem Ende des Kaukasuskrieges im 19. Jahrhundert lebt die große Mehrheit in der Diaspora in den Staaten des Nahen Ostens sowie den Balkanländern. Dabei findet sich die größte Gruppe an Tscherkessen in der heutigen Türkei. Nach der Niederlage gegen das Zarentum wurden rund 1.000.000 Tscherkessen vertrieben und über das schwarze Meer ins Osmanische Reich zwangsverschifft. Auf dem Weg fanden viele Vertriebene den Tod. Die Angaben zur Anzahl der Vertriebenen und getöteten variieren. In den zurückgelassenen Gebieten wurden christliche Russen angesiedelt.

Im osmanischen Reich galten Tscherkessen als integriert und staatstreu. Schon in früherer Geschichte wurden Tscherkessen und andere kaukasische Völker von muslimischen Staaten in ihre militärischen Eliteeinheiten rekrutiert und erreichten hohe Positionen in muslimischen Sultanaten. Während des Freiheitskrieges in der Türkei (1919-1922) spielten sie eine aktive Rolle. Nach dem Freiheitskrieg wurden aber den Tscherkessen, sowie anderen ethnischen und religiösen Minderheiten, die Ausübung der eigenen Kultur, die eigene Sprache sowie die Organisation von Kulturvereinen durch die Assimilierungsgesetze untersagt.

Während der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotchi sorgte diese Vertreibung für eine Kontroverse. Hier, in der letzten Hauptstadt Tscherkessiens, begann nach der Niederlage gegen das Zarenreich am 21. Mai 1864 die Verbannung der Kaukasusvölker in das osmanische Reich und die damit einhergehende Ermordung hunderttausender Kaukasen. Heute noch gedenken tscherkessische Organisationen diesem Tag.