ABCHASEN

Wer Sind Sie?

Abchasien, Apsny ist eine Minirepublik an der Schwarzmeerküste des Kaukasus. Ihre
Urbevölkerung heißt Abchasen - Apsua, die heutzutage von der Anzahl ein kleines,
aber sehr altes, aktives und stolzes Volk ist. Die Geschichte der Abchasen ist in vieler
Hinsicht rätselhaft ... Woher sind sie gekommen, mit welchem Volk sind sie am
nächsten genetisch verwandt, welche Rolle haben sie in der Weltgeschichte der
Menschheit gespielt und welche Rolle haben sie zu spielen? Auf diese und andere
Fragen gibt die moderne Wissenschaft ganz gleichgeltende und sattsam wissenswerte
Antworten.

Abchasen sind ein Lingualrelikt des

Westkaukasus

Die Probleme der Herkunft der Abchasen und ihre Lage im System der Weltvölker fesselt die Aufmerksamkeit von Forschern, Reisenden, Ethnographen, Historikern, Sprachforschern, Archäologen, Anthropologen, und Vertretern anderer Humanwissenschaften. Die schriftlichen Quellen, aus denen die Historiker ihre Schlussfolgerungen ableiten, sind kärglich. Sie umfassen einen Zeitraum nur von 2000 Jahren. Archäologie steht erst dann auf einer festen Grundlage in den ethnogenetischen Fragen, wenn die entsprechenden schriftlichen Quellen vorhanden sind. Noch beschränkter sind die Möglichkeiten der Ethnographie und Anthropologie. Auch hier spielt die Sprache eine entscheidende Rolle, in deren Struktur und Wortschatz, die ältesten Seiten der Geschichte des abchasischen Volkes erhalten sind. Die Sprache gibt die bedeutendste Information über das ursprüngliche Territorium der Abchasen, ihre Verbindungen und Kontakte mit anderen Völkern und manche anderen interessanten Angaben. Es ist weltbekannt, dass die Bergvölker des Kaukasus von alters her vielsprachig waren. Nach dem Bericht des altgriechischen Historikers Thimosphen betrug die Zahl der Völker, die in Dioskuria (das heutige Suchum, die Hauptstadt der Republik Abchasien) zusammenkamen, etwa 300, laut Zeugnis des römischen Historikers Plinius Secundus aber führten die Römer ihre Geschäfte in dieser Stadt mit Hilfe von 130 Dolmetschern. Masudi, ein arabischer Autor des 10. Jahrhunderts, schrieb: "Nur ein Allah kann die verschiedenen Völker, die in den Bergen vom Kaukasus leben, aufzählen. Der Berg Kaukasus ist ein Berg der Sprachen." In der Welt gibt es kaum einen Ort, der in der Sprachmannigfaltigkeit mit dem Kaukasus zu vergleichen ist. So können sich z.B. Himalaja und Hindukusch in Asien, die Anden und die Kordilleren in Amerika nicht mit dem Kaukasus in der Vielsprachigkeit messen. Unverkennbar ist der Zusammenhang der Vielsprachigkeit mit den Landschaftsverhältnissen, der viele Relikte der belebten Natur konserviert hat. Diese Relikte verwischen sich schnell im Tiefland. Das Abchasische samt den nahverwandten Sprachen (abasinischen, ubychischenPäkchi-Sprache, adygeischen und kabardinischen Sprachen) bildet die westkaukasische (abchasisch-adygische) Sprachgruppe, die heute über 700 tausend Menschen zählt. Die Mitglieder dieser Sprachgruppe sind miteinander schematisch folgenderweise verknüpft.

ABCHASEN

Das Urabchasischadygisch

Die westkaukasischen Sprachen sind durch eine eigentümliche Struktur gekennzeichnet. Ihr phonetischer Bau weist große Verschiedenheiten auf. In diesen Sprachen herrschen kombinierte Vokale vor, selbständige Vokale gibt es sehr wenig. Im Abchasischen sind zwei, im Abasinischen zwei in einer betonten und ein in einer unbetonten Silbe, im Ubychischen (in der Päkchi-Sprache) drei. Die Zahl der Konsonanten variiert noch mehr: in der Päkchi-Sprache (im Ubychischen) gibt es 82 Konsonanten, bsybischen Dialekt der abchasischen Sprache sind 67 vorhanden, im Adygeischen und Kabardinischen entsprechend 55 und 48. Das Urabchasisch adygisch abch. abas. ubych. adyg. kabard. P. K. Uslar, der Verfasser des ersten abchasischen Alphabets, schrieb über die Schwierigkeiten der Aussprache der abchasischen Wörter folgendes: "Nicht nur die Europäer, sondern auch die Kaukasier halten die abchasische Aussprache für die Schwierigste. Einen sonderbaren Eindruck macht diese Sprache auf denjenigen, der sie zum ersten Male hört… Von dem Abchasischen kann man sagen, dass es einem an das Insektensummen erinnert. Fast bis auf den heutigen Tag bewahrten die westkaukasischen Sprachen ganz besondere Wörter auf, die die Jäger untereinander benutzt hatten (die "Waldsprache" von Abchasen, die "Jägersprache" von Adygen). Den Sprachforschern gelang es über 250 ureigene Wortstämme und Affixe an den Tag zu bringen, die allen westkaukasischen Sprachen gemein sind. Diese Sprachelemente stellen Termini der kosmischen Erscheinungen, Verwandtschaftsbezeichnungen, Körperbezeichnungen, Benennungen einer Reihe von Tieren und Pflanzen, Personalpronomina, Zahlwörter und einige Verben dar. Das Bestehen der abchasischadygischen Ursprache wird von Linguisten dem 3. Jahrtausend v. u. z. zugeschrieben, d. h. ihr Zerfall in drei (abchasisch-ubychisch-adygisch) Hauptgruppen begann ungefähr vor 4 Tausend Jahren. Vor einem halben Jahrhundert stellte der bekannte russische Sprachforscher N. S. Trubezkoi die Hypothese auf, nach der die westkaukasischen Sprachen ihrer Herkunft nach mit ostkaukasischen (tschetschenischen, inguschischen, bazbischen, awarischen, lesginischen, lakischen, darginischen, tabassaranischen und anderen) Sprachen verwandt sind. Die westkaukasischen und ostkaukasischen Sprachgruppen bilden also eine gemeinsame "Nordkaukasischen" Sprachfamilie. Es wird immer mehr offenbar, dass die Vertreter dieser Sprachfamilie im hohen Altertum noch größeres Territorium einnahmen als jetzt. Einerseits wurde von vielen Wissenschaftlern unserer Zeit die Hypothese von der Verwandtschaft der abchasisch-adygischen Sprachen mit dem Hattischen anerkannt, dessen Sprachträgen vor 4-5 Tausend Jahren in Kleinasien lebten. Andererseits wurde die Verwandtschaft der gegenwärtigen nachischdagestanischen Sprachen mit den ausgestorbenen Sprachen von Hurriten und Urartäern festgestellt, die vor 5-3 Jahrtausend auf den Territorien des heutigen Hochlandes und in den Grenzgebieten des Ostkaukasus und Vorderen Ostens saßen. Demnach sind die nordkaukasischen Sprachen heute ein Relikt von denen, die einst eine große Sprachgemeinschaft bildeten. Nach der Meinung der Spezialisten bestand diese Sprachgemeinschaft ungefähr vor 7 Tausend Jahren und umfasste den ganzen Kaukasus und weite Gebiete nördlich davon. In den dreißiger-sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde in der sowjetischen Wissenschaft eine Hypothese aktiv propagiert, wonach die abchasisch-adygischen, tschetschenisch-inguschischen (weinachischen) und dagestanischen Sprachen mit den kartwelischen (georgischen) verwandt seien und mit ihnen eine einheitliche "iberokaukasische Sprach-familie" bilden. Anerkanntermaßen ist diese Hypothese heutzutage unbegründet. Das Volk, dass das Urabchasisch-adygische sprach, beschäftigte sich, wie die sprachlichen Untersuchungen ergeben, mit der Landwirtschaft, der Viehzucht. Es stellte verschiedene Handwerkserzeugnisse her und bearbeitete das Metall. Dass die Träger der Ursprache ungefähr in denselben Naturbedingungen lebten, wie die heutigen abchasisch-adygischen Völker und sie sich innerhalb der Grenzen der westkaukasischen Region herausbildeten, zeugt ihr gemeinsamer Wortbestand ("Meer", "Küste", "Fisch", "Waldberg" (bewaldeter Berg), "Eis", "Reif", "Kälte", "Frost", "Laubwald", "Nadelwald", "Tanne", "Fichte", "Buche", "Kornelius Kirschbaum", "Wolf", "Bär", u. a.) Zur Bestätigung dieser Meinung werden auch die Angaben der Ortsnahmen benutzt (N. J. Marr, 1. A. Dshawachischwili, S. N. Dshanaschia, Sch. D. Inal-ipa u. a.). Zugleich ermöglichten in letzter Zeit die Erfolge der linguistischen Rekonstruktionen tieferes Verständnis der Geschichte der abchasisch-adygischen Völker. Heute ist die Tatsache der fernen (genetischen) Verwandtschaft zwischen den nordkaukasischen, sinotibetischen (chinesischen, tibetischen, Himalaja-Sprache) und jenisseischen (ketischen) u.a. Sprachen nachgewiesen worden (S. A. Starostin). Auf dieser Basis wurde die sinokaukasische Makrosprachfamilie rekonstruiert, die eine Mehrheit von nichtnostratischen Sprachen der Alten Welt einschließt und die eine tiefe Verwandtschaft mit den indianischen (kalifornischen u.a.) Sprachen des subamerikanischen Kontinents zeigt. Diese Tatsache führt uns in die Epoche der Rassenbildung und in die Zeit des Eindringens des Homosapiens aus der afrikanischen Urheimat in den Nahen Osten (vor ungefähr 30 Tausend Jahren), als die Ansiedlung Europas, des Kaukasus und von Ostasiens begann. Der Zerfall der nordkaukasischen Sprachen vollzog sich nach der Meinung der Linguisten ungefähr im 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Seit dieser Zeit können die abchasisch-adygischen Völker an der Ostschwarzmeerküste voller Bezeugung lokalisiert werden. Die Auflösung der sino kaukasischen Makrosprachfamilie, deren Wiege sich im Südkaukasus befindet, ist ungefähr aus dem 9. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung datiert. Das Ausscheiden dieser und anderer Makrofamilien aus einer einheitlichen hypothetischen Ursprache, von der heute noch bekannte lebende und tote Sprachen stammen, geschah im 13-14 Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, dem Oberpaläolithikum. In jener Epoche war, wie das in der kalten Grotte (Mittelabchasien) entdeckte anthropologisches Material nachweist, die örtliche Bevölkerung durch immer noch prägnant ausgeprägte negroide Gesichtszüge gekennzeichnet. Die ständige Einwanderung von Indoeuropäern vom Süden und Norden im Laufe des folgenden Jahrtausends veränderte auf entsprechende Weise das anthropologische Äußere dieser Bevölkerung. Aber die Sprache behielt ihren merkwürdig archaischen und reinen Bau und Klang bei. Die Sprache stellt, wie gesagt, eine unerschöpfliche Quelle für die antike Geschichte der Völker vom Kaukasus dar.

ABCHASEN

Die ökologischen Nischen in der Ethnogenese der Abchasen

Da der Mensch und alle seine Schöpfungen ein Teil der Biosphäre und der Landschaft der Urmutter Erde ist, kann die Berücksichtigung von entsprechenden Naturbesonderheiten (Relief, Hydrographie u. a.) eine große Hilfe bei der Lösung der komplizierten Fragen der Völkerherkunft sein. In diesem Fall muss man die Aufmerksamkeit des Lesers auf die konservierende und differenzierende Rolle der westkaukasischen Schluchten und Gebirgspässe in der Geschichte der abchasischadygischen Völker lenken. Bei der Besprechung der Frage der Herkunft der Abchasen nennen die Forscher zwei Wanderungsrichtungen. Die erste Gruppe von Gelehrten nimmt an, dass die Vorfahren der Abchasen zum heutigen Siedlungsgebiet vom Nordkaukasus gelangten, wo heute mit den Abchasen nahverwandten Abasine, Adygeier, Tscherkessen und Kabardiner leben. Nach der Theorie der Zweiten Gruppe von Forschern kamen sie nach Abchasien vom Süden, seitens Kleinasiens über die Kolchis. Bekanntlich vollzieht sich der sprachliche Zerfall durch einen Übergang des Teils der Träger der Ursprache in ein anderes geographisch (durch Berge, Flüsse u. a.) isoliertes Gebiet in eine ökologische Nische. Die dreiteilige Struktur (außer der späteren Einteilung des abasinischen Volkes) der westkaukasischen Sprachgemeinschaft umfasst drei Etappen der völligen oder teilweisen Übersiedlung aus der Urheimat. Diese Urheimat bestand im 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Wollen wir kurz die höchst wahrscheinlichen Varianten solcher Bergsiedlungen unter Berücksichtigung des Westkaukasus betrachten. Laut der ersten Variante muss die Wiege der Abchasisch-adygischen Völker am Nordabhang vom Westkaukasus, in der kubanischen Nische (G. A. Melikischwili, M. D. Lordkipanidse u.a.) lokalisiert werden, woher im Zeitraum bis zum 1. Jahrtausend unserer Zeitrechnung (nach der Meinung solcher leidenschaftlichen Autoren, wie P. Ingorokwa, sogar nach dem 16. Jahrhundert u.z.) ein Teil von dortiger Bevölkerung an die Schwarzmeerküste übersiedelte und drei ökologische Nischen füllten, nordwestlich vom Bsyb-Grat (Sichen, später Ubychen), zwischen den Gebirgsgraten von Gagra und Ashamgua (Abasgen, später Träger des bsybischen Dialekts der abchasischen Sprache) und südöstlich vom letzten Grat bis zum Fluss Ingur (Apsilien und Missimianer, später Träger der zebeldinischer und abshuischen Mundarten des Abchasischen). Da einige Forscher keine anderen realen Beweise besitzen, streben sie danach, ihre Hypothese mit Hilfe von archäologischen Materialien zu bestätigen. Diese archäologischen Materialien zeugen (nach der Meinung mancher Forscher) vom Eindringen der Elemente der Maikop- und Dolmenkulturen in die Gebiete des Großen Sotschi und nordwestlichen Abchasien (bis zum Fluss Kodor) im 3. und in der ersten Hälfte des 2. Jahrtausends v. u. z. Die Träger der genannten Kulturen hätten danach die Bevölkerung (vermutlich Urkartweler) von ihrer Region zurückgedrängt und sie assimiliert. Aber da ab der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts v. u. z. im Westkaukasus südliche Kulturströme vorherrschten, büßt die Hypothese einer Übersiedlung vom Norden im Laufe unserer Ära, ganz zu geschweigen vom 17. Jahrhundert, an ihrer archäologischen Begründung ein. Die zweite, die Südvariante, besteht darin, dass die Urheimat der abchasisch-adygischen Völker die kolchische Nische und die Nordgebiete von Kleinasien sei, wo noch am Ende des 2. und zu Beginn des 1. Jahrtausends v. u. z. vermutlich die mit abchasisch-adygischen Völkern verwandten Kaschken-Abeschla lebten (O.M. Dshaparidse, G. A. Melikischwili, W. G. Ardsinba u. a.) In diesem Fall ist eine Abwanderung (entlang der Meerküste über den Ostschwarzmeerkorridor und die Gebirgspässe) der direkten Sprachvorfahren von Adygen während des 2. und zu Beginn des 1. Jahrtausends v. u. z. zu den Nordhängen des Westkaukasus zu vermuten. Die Vorfahren von Sichi-Ubychen besetzten dabei die Nische zwischen Gagra-Grat und Tuapse, die mit Nachbarterritorien durch ziemlich schwer gangbare Saisonfußwege verbunden sind. Die Urabchasischen Stämme aber als der primäre Teil der Gemeinschaft setzten Bevölkerung der Kolchis fort, wo die Autoren der Antike sie in Person von Apsilen, Abasgen und Sanigen kennenlernten. Ihren Höhepunkt erreicht die breite "Kulturexpansion" aus der Kolchis entlang der Schwarzmeerküste (bis zu heutigem Gelendshik) nach Ostkaukasus und zu den Nordabhängen des Zentral- und Westkaukasus im 9.-7. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung ("Die Kolchisch-Kobanische metallurgische Provinz"). Die letzten wichtigen Migrationsereignisse waren die Auswanderung eines Teils von Adygen (Kabardinern) in den Ostkaukasus und eines Teils von Abchasen (Abasinern) nach Nordkaukasus, welche vor 2000 Jahren stattgefunden haben. Diese Migrationsprozesse sind durch schriftliche Überlieferungen bestätigt. Eine Bewegung von diesen Völkern in entgegengesetzte Richtung hat keinen wichtigen Umfang angenommen. Es muss betont werden, dass die Migration von Ethnonymen (Völkerbezeichnungen) sehr kennzeichnend ist: die Bezeichnung der Abchasen "Abasa" verlagerte sich vom Territorium des heutigen Gudauta-Bezirks (das historische Abasgia) zu den weiten Gebieten vom Nordkaukasus, die antike Benennung der Ubychen ("Sichen") im frühen und späten Mittelalter hatte auch die adygische Bevölkerung bezeichnet. Der grundlegende Schluss von einer bilogisch bedingten vorherrschenden Richtung der ethnischen Auswanderungen im Westkaukasus vom Südosten nach Nordwest wird einen Prozess der historischen Differenzierung der ebenso dreiteiligen kartwelischen (georgischen) Sprachgemeinschaft hervorgehoben, die südöstlich von abchasisch-adygischen Völkern leben. Die kartwelischen Sprachen samt der indoeuropäischen, uralischen, altaischen und anderen euroasiatischen gehören zu der nostratischen Makrosprachfamilie, deren Auflösung ungefähr vor 12-13 Jh. begann. Ihrerseits begann der Zerfall der urkartwelischen Sprachgemeinschaft, die im 3. Jahrtausend v.u.Z. bestand, (nach Morris Swodesch) ungefähr im 19. Jh. v.u.Z. mit der Herausbildung der kartwelischen Ursprache. Dabei nehmen die Linguisten an, dass das Svanische länger als die anderen kartwelischen Sprachen auf der Ebene der Stammsprache geblieben ist. Die neue Segmentation führte ungefähr im 8. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung zur Aussonderung der jüngsten in diesem System sanischen (megrelo-tschanischen) Sprache.

Die historische Differenzierung der kartwelischen Sprachen kann im folgenden Schema gezeigt werden:

Wie in dem Fall der abchasisch-adygischen Sprachen werden von den Forschern zwei Varianten der Auswanderung konstruiert, die vermutlich zum Zerfall der Urkartwelisch -------- Svanisch kartwelisch sanisch (tschanisch) megrelisch urkartwelischen Gemeinschaft geführt haben. Die erste Variante orientiert uns wieder auf die ökologische Nische von der Kolchis und schlägt vor, sie zusammen mit Nachbargebieten des Kleinasiens als gesamtkartwelischen Urheimat zu betrachten (G. A. Melikischwili, Th. W. Gamkrelidse, M. D. Lordkipanidse u.a.). Für die Erklärung der heute bestehenden Situation muss es anerkannt werden, dass die Svanen auf dem Territorium blieben, das einst von den Trägern der urgesamtkartwelischen Sprache besetzt war. Ihr kartwelisch-sanischer Teil aber ist im Zeitraum von 3.- 2. Jh. vor unserer Ära in die osttranskaukasische Nische über den Lichi-Gebirgsgrat ausgewandert. Dort fand nach dem Verlauf von Jahrtausenden noch ein Zerfall statt, in dessen Ergebnis die Vorfahren der Megrelier und Tschanen wieder in die kolchische Nische zurückgekehrt waren und die Svanen in die Berge zurückgedrängt hatten. Dieser ziemlich unlogische und bis jetzt unbeweisbaren Variante ist eine andere und, wie es uns scheint, mehr begründete Version entgegen zustellen. Sie besteht darin, dass die Urheimat von Kartwelern sich außerhalb des Westkaukasus in nordöstlichen Gebieten von Kleinasien befand, aus der die untersuchte Region zuerst (oder gerade durch die Tschoroch-Schlucht und die Meeresküste entlang in die heutige Kolchis, oder, was viel logischer ist, durch die KuraSchlucht in die an sie angrenzenden Gebiete das Osttranskaukasus und weiter nach Westen) die Svanen übersiedelten. Zu Beginn des 1. Jahrtausends vor unserer Ära fand aber die Auflösung der urkartosanischen (kartwelisch-sanischen) Gemeinschaft und ihre Auswanderung in den Norden in zwei Richtungen statt, die Karten (Kartweler) verdrängten die Svanen in die Berge nord-östlich der Kolchis, die sanischen Stämme aber rückten in die kolchische ökologische Nische vor und drängten die Urabchasen nach Norden weg. Auf die historische Realität solcher Variante weist nicht nur die allgemeine Situation hin (die Ursprünglichkeit des "urnordkaukasischen" hurritisch-urartäischen Elements im Transkaukasus bis zum Anfang des 1. Jahrtausends vor unserer Ära, die Lokalisierung der alkartwelischen Stämme Kardu-Karten, Kulcha-Kolchen, LuschaLasen und s.w. in den nordöstlichen Gebieten Kleinasiens, ausdrucksvolle Spuren von kartwelisch-indoeuropäischen Verbindungen, die nicht nur von der nostratischen Makrofamilie kommen, sondern sich dadurch erklären lassen, dass sich die kartwelische Urheimat in der Einflusssphäre der hettoluvischen Sprachwelt befand), sondern auch die Richtung der bedeutenden natürlichen Migrationen, die die Bevölkerung der Region in den letzten 2. Jt. durchgemacht hat. In dieser Hinsicht ist es charakteristisch, dass die Svanen zwischen dem 6. und dem 11. Jh. von den Oberläufen des Rions nach Westen zu den Oberläufen des Ingurs übersiedelten. Heute aber haben einige Gruppen von ihnen Gagra und Sotschi erreicht. Die Svanen lassen sich schwer mit der alten Bevölkerung der Kolchisniederung verknüpfen, deren Wirtschaft seit alters her durch Ackerbau, Viehzucht und eine entwickelte Metallurgie gekennzeichnet war. Im Svanischen aber fehlen in allen anderen kartwelischen Sprachen vorhandene Fachausdrücke für Bezeichnungen der sesshaften Ackerbaukultur und Termini wie "Kupfer", "Bronze", "Flachs", "Eisen", "Pferd", u.s.w. Man darf keinesfalls diesen wichtigen linguistischen Faktor außer Acht lassen. Die eigentlichen Karten-Kartweler erzwangen den Übergang über den Lichi-Grat im 8.- 11. Jh., sprengten die megrelisch-tschanische (lasische) Einheit und bildeten auf ihrem Territorium kartosprachige Imeretien, Gurien und Adsharien. Danach waren keine solchen anderen umgekehrten Menschenauswanderungen in der Kolchis zu beobachten. Es ist besonders kennzeichnend, dass die oben erwähnten Migrationen der Kartweler in die kolchische Nische mit der Abchasischen Regierungszeit (8.-10Jh) zusammenfallen, als sich, wie es scheint, die allergünstigen Bedingungen für die Rückkehr der Abchasen nach Südosten gebildet hatten. Aber das geschah nicht. Das gesagte hebt die Begründung der Annahme für die vorherrschende nordwestliche Richtung der antiken und mittelalterlichen natürlichen Migrationsströme der Bevölkerung in dieser Region hervor. Seit der Zeit der Besiedlung des Westkaukasus durch Menschen dominieren hier die Einflüsse des Südens - Kleinasiens und des Nahen Ostens. Daher drangen in uralten Zeiten in die westkaukasischen Täler die Träger der urabchasisch - adygischen Sprache vor, deren Nachkommen ebenso, wie viele Relikte der lebenden Natur, bis heute (dank, ich wiederhole, konservierenden Besonderheiten der Berge) ihre Population dauerhaft genug erhalten. Die Apsilen aber, die den Abchasen die Selbstbenennung (Apsua) gaben, und ihre direkten Nachkommen, die Träger des abshuischen Dialekts in dieser Kette sind eines der beschützenden Kettenglieder. Sie nehmen schon seit einigen Jahrtausenden die Schweren des Widerstands gegen die Assimilation und Migration vom Südosten auf sich.

ABCHASEN

Die Geschichte der Abchasen ist engterritorial und allgemeinmenschlich

Ähnlich, wie sich die Biographie eines jeden Menschen aus den Ergebnissen seiner Wechselbeziehungen zu den umgebenden Menschen und Gegenständen bildet, ergibt sich die Geschichte jedes Volkes aus den Tatsachen seiner Wechselwirkungen mit den Nachbarvölkern. Die Geschichte der Abchasen ist keine Ausnahme in dieser Hinsicht. Das von ihnen besiedelte Territorium diente immer als eine Brücke zwischen dem Nordkaukasus und der Schwarzmeerküste. Die zweite Richtung von Beziehungen bestimmte das Meer. Die Küste entlang bewegten sich von jeher Schiffe nach Kleinasien und auf die Krim. Nicht geringfügig war auch die Tatsache, dass die von den Abchasen besetzte Grundfläche des Dreiecks den Einflüssen des Südostens offenstand. Hier ging der Unterbergweg ("der Abchasische Weg"), den die Eroberer und Kaufleute benutzten. Ökonomik, Politik, Kultur der Bevölkerung des Landes formierten sich in diesem ziemlich komplizierten System von Beziehungen, die feinfühlig auf alle auswertigen Veränderungen reagierten und sich gemäß diesen Änderungen umgestalteten. Für jedes Territorium ist sein Reichtum an archäologischen und architektonischen Denkmälern charakteristisch, auf deren Eigentümlichkeiten sich die Vorstellungen von den Nationalkulturen begründen. Das Ineinklangbringen von alten natürlichen regionalen Besonderheiten mit einem heutigen konkreten Ethnos, dass in dem einheimischen nationaladministrativen Staatssystem im Umlauf ist, führte dazu, dass man Gegenstände und Bauten für die Begründung der Rechte dieser oder jener Nationalität auf die Macht über das angegebene Territorium zu benutzen begann, d. h. man versucht, den Erzeugnissen eine konkrete Sprache zu verleihen (!). Unterdessen ist die Mehrheit von Werken der Menschenhand eine Frucht der vielfältigen Versuche und Wechselwirkungen von verschiedensprachigen Individuen und Kollektiven. Die Ethnographen bemerkten (am Beispiel nordamerikanischen Indianer) nicht zufällig eine Gesetzmäßigkeit, laut derer die Anhäufung von ausdrucksvollen materiellen Merkmalen nicht im Zentrum der Ansiedlung dieses oder jenes Stammes liegt, sondern im Bereich der Kontaktzone zwischen Stämmen. Abchasien war keine Ausnahme in diesem Sinne. Seit der Ansiedlung dieses Territoriums durch Menschen waren die Wege im Laufe der ganzen Steinzeit vorrangig, durch die sich vom Südosten her gestaltende Infiltration der Menschengruppen gekennzeichnet. Es wurden entsprechende Fertigkeiten in der Bearbeitung des Steins, des uralten Imports des vulkanischen Glases (Obsidians) erlangt. In der Bronzezeit war der Westkaukasus eine tiefe Peripherie der kleinasiatischen Variante der nahöstlichen Kulturgemeinschaft. Die transkaukasischen Umschlagswege trugen der Verbreitung der monumentalen Grabmäler-Dolmen beiderseits des Hauptgrats bei. Nach der Meinung einer Reihe von angesehenen Forschern war die Idee des Dolmenschaffens nach dem Südkaukasus auf dem Seeweg übers Mittelmeer noch am Ende des 3. Jahrtausends vor unserer Ära eingeführt. In der Früheisenperiode hat außer den Einflüssen aus Kleinasien eine entscheidende Rolle in der Gestaltung der örtlichen Materialkultur der Staat Urartu gespielt. Seit dem 8. Jahrhundert vor unserer Ära nahm die Einwirkung (durch Hellenen) seitens der ägäischen Welt zu. Durch die Vermittlung von Griechen entstehen an den kaukasischen Küsten Städte und die mit ihnen verbundene Staatlichkeit. Zum 3. Jahrhundert vor unserer Ära ist die ganze Lebensweise der örtlichen Bevölkerung, darunter die der Gebirgstäler, von Elementen der griechischen Kultur durchdrungen. Die Märkte von Dioskuria (Sebostopolis) (die heutige Hauptstadt der Republik Abchasien) errungen den Weltruhm. Die Quellen überliefern, dass in der hellenischen Epoche (3.-1.Jh. vor unserer Epoche) hier Dutzende von Stämmen und Völkern Verträge schlossen. Es entwickelte sich hier industrielle Kelterei, es wurden Amphoren mit Zeichen von Dioskuria hergestellt, man prägte eigene Münzen. Das Schwarze Meer bewahrte seine entscheidende Rolle in der Ökonomie, Politik und Kultur des uralten Abchasiens bis zur Epoche der iranischen und arabischen Eroberungen in der Kolchis (6.-8.Jh. u. z.). Es kehrte periodisch zu dieser Rolle auch in der Folgezeit (bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts) zurück. Im 6.-8.Jh. unserer Ära erlangten die transkaukasischen Umschlagswege eine besondere Bedeutung, dank derer durch das Territorium Abchasiens Abzweigungen von der Großen Seidenweg gingen, welche das Mittelmeer mit Indien und China verband. Auf den Grabfeldern der Vertreter von abchasischen Stämmen Apsilen und Abasgen sind Geschirr, Waffen, Kleidung, Schmücke, Münzen und andere Erzeugnisse zahlreich vorhanden, die ihrer Herkunft nach mit Dutzenden von Zentren Europas, Asiens und Afrikas verbunden sind. Mit besonderer Offensichtlichkeit hebt es Ihre Majestät Mode hervor, dass sie Innovationsmöglichkeiten dem Traditionalismus voraushat. Die sich hier kreuzenden Handelswege haben eine bedeutende Rolle im Werden des frühfeudalen Abchasischen Kaiserreichs gespielt. Am Ende des 8. Jahrhunderts nutzten die Chasaren die Schwächung von Byzanz aus und schlossen den Nordkaukasus in ihr Reich ein. Auch die nachfolgende Geschichte des Abchasischen Kaiserreichs war mit Byzanz verbunden, das seiner Blüte im 10. Jh. einen Anreiz gab. Byzanz übte einen Einfluss auf das Leben des Landes bis zu seinem Niedergang im 15. Jahrhundert aus. Seit dem Ende des 11. Jahrhunderts bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts war die Abchasische Woiwodschaft als eine Autonomie dem "Kaiserreich von Abchasen und Kartwelen" einverleibt worden. Später wurde ein Teil Abchasiens ("Oberabchasien") von seinem Ostnachbarn Megrelien annektiert. Das 14. bis 17. Jahrhundert werden in der Geschichte des Landes durch eine Wiederbelebung und Erweiterung der Beziehungen mit dem Mittelmeer gekennzeichnet. Eine besondere Rolle spielten die Faktoren von Genua an der Meerküste Abchasiens, die eine tiefe Spur in der örtlichen Ökonomie, politischen Geschichte und Kultur hinterließen. In dieser Periode leben die Umschlagswege wieder auf, die die Küstenzentren mit dem Nordkaukasus und dem Wolgagebiet (die Goldene Horde) verbanden. In vielsprachigem Sebostopolis (das heutige Suchum) funktioniert wieder eine Münzstätte. Über der Stadt flatterten die Fahnen von genuesischen Konsuln, unter denen auch die Fahne des örtlichen Herrschers, ein rotes Fahnentuch mit einer silberschimmernden Handfläche im Zentrum, zu sehen war. Im alltäglichen Leben der Einheimischen verbreiten sich Importwaren aus Ton und Glas darunter auch venezianisches Geschirr, Waffen, verschiedene Gürtel, Schmuck und andere überseeische Erzeugnisse. In den Gebirgstälern (wie bei den europäischen Seeleuten) wird zur Sitte, Ohrringe an einem oder beiden Ohren zu tragen. Die Stärkung der türkischen Macht seit dem Ende des 15. Jahrhunderts schwächte und brach später die traditionellen Verbindungen mit Europa völlig ab. Das 18. Jahrhundert verging im Zeichen von bedeutenden Einflüssen des Osmanischen Reichs im Land, das Abchasien als Hauptaufmarschgebiet für die Eroberung des Westkaukasus benutzte. Zu dieser Zeit sind in der Region Schusswaffen, eigenartige kaukasische Dolche, Kleidungen von bestimmtem Schnitt (Tscherkessentracht, Baschlik und andere), Tabakspfeifen im Umlauf. Es entsteht die originelle abchasische Küche, die in sich einmalig die Früchte von beseelender (Mais, Bohne, Pfeffer und andere) aufgenommen hat. Seit 1810 vollzieht sich intensiv ein Prozess der Europäisierung, hauptsächlich durch Vermittlung Russlands. Zum schrecklichen Unglück wurde für die Abchasen der kaukasische Krieg und besonders die unmittelbar darauffolgende Periode (1866- 1877), des "Muhadshirtums" (Ausweisung), infolge dessen mehrere Tausend von Abchasen in die Türkei auswandern mussten, wonach sie das Schicksal in die ganze Welt zerstreute. Auf ihren Brandstätten erschienen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Gehöfte von Griechen, Bulgaren, Armeniern, Russen, Ukrainern, Megreliern, Deutschen, Esten und anderen Ansiedlern, die der Dorf- und Stadtkultur des Landes Züge der Gemischtheit und Vielfältigkeit verliehen. Abchasien ist ein Land prägnanter heidnischer Kultur, deren Anfänge in der oberpaläolithischen Epoche zu suchen sind. Die kennzeichnenden Züge dieser Kultur sind die rituelle Färbung des Körpers durch mehrfarbige Tätowierung, die bis zur Früheisenzeit zu verfolgen ist; der Kult der Haine, Bäume, Tiere, Naturkräfte, der die Aufmerksamkeit der Reisenden in der Antik und späterem Altertum an sich zog; der Brauch der Zweitbestattung in den Dolmen und Krügen, der durch Bronze- und Frühsteinzeiten bekannt geworden ist und der es wieder im späteren Mittelalter in Form des Aufhängens von Toten am Baum zur Sitte werden ließ; der Brauch der Kremation der Verstorbenen und ihre Begrabung auf extra dafür bestimmte Plätze oder in Krügen, die für die Frühsteinzeit und Spätantike charakteristisch war. Die Mannigfaltigkeit der heidnischen Beerdigungsrituale bei den Apsilen im 3. Jahrhundert v. u. A. und im 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, die Anbetungsorte der Berggeister bei den Bergpässen und auf den Bergpfaden, wo sich im 11.- 15. Jh. und später viele Darbringungen (Pfeilspitzen und andere Gegenstände) anhäuften; die Fakten der Wiederbelebung im 18. Jh. und dessen einmalige und mannigfaltige Überbleibsel in der heutigen Lebensweise von Abchasen. Gleichzeitig ist Abchasien ein Land des alten griechisch-katholischen Christentums im Kaukasus. Schon am Ende des 3. Jahrhunderts unserer Epoche entstehen hier Gemeinden der verbannten Christen, im Jahre 325 versieht Bischof von Pitiunt die Protokolle des ökumenischen Konzils von Nikäa mit seiner Unterschrift. Offiziell nehmen die Abchasen (Apsilen, Abasgen und andere) das Christentum unter der Herrschaft Justinians an, als an der Küste und in den Gebirgsgebieten viele Kirchen gebaut wurden. Vom 4. bis zum 10. Jahrhundert ist die abchasische Kirche administrativ Byzanz (Konstantinopel, Antiochia u. a.) untergeordnet, dabei tritt das Territorium des eigentlichen Abchasiens im Rahmen des Abchasischen Kaiserreichs autonom auf. Die Haupttempel des 10. Jahrhunderts wurden nicht in der Hauptstadt des Reiches-Kutais, sondern in der zum Meer und Byzanz am nächsten gelegenen Zone, zwischen Pizunda und Bedia gebaut. Diese Situation erhielt sich auch während der byzantinischen Okkupation des 11. Jahrhunderts, nachdem vermutlich die örtliche Kirche einige Zeitlang vom Ostgeorgischen (mzchetischen) Kathalikos und alanischer Mitripolie abhängig war. Von der Mitte des 13. bis zum 17. Jahrhundert bewahrte das abchasische Katholikosat seine Unabhängigkeit und unterhielt enge kirchliche Beziehungen zu Kartlien, Byzanz, Kleinasien, Syrien und Palästina. Es ist kein Zufall, dass der antiochische Patriarch nach Abchasien kam, um die Bischöfe-Sklavenhändler im 17. Jahrhundert des Amtes zu entheben, die griechische Schrift aber auf dem Territorium Abchasiens bis zum 10. Jahrhundert ungeteilt herrschte, vom Ende des 10. bis zum 16. Jahrhundert nebst der georgischen benutzt wurde. Im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts hat im Land die christliche Religion ihre Wurzel gefasst. Außer der griechisch-katholischen Religion spielte seinerzeit auch den Katholizismus eine gewisse Rolle auf dem Territorium Abchasiens. So gab es z. B. am Anfang des 14. Jahrhunderts in Sebostopolis eine katholische episkopale Kanzel, funktionierte ein katholischer Kirchhof. Die Besonderheiten der Religion von iranischen Feueranbetern lernten die Einheimischen im 6. Jh. kennen. Die Mithra-Symbolik ist auf den Steinheiligenbildern der 2. Hälfte des 6. und 7. Jh. aus Zebelda vorhanden. Sehr früh kamen die Abchasen mit anderen Weltreligionen, dem Judaismus und Islam, in Berührung. Die Juden ließen sich in den Städten Abchasiens noch in der antiken Epoche nieder. Ihre Gemeinden bestanden im Mittelalter in Gagra (11.Jh.) und Sebostopolis-Suchum (14. Jh.). Die Vorfahren von Abchasen nahmen eine enge Fühlung mit dem Islam zum ersten Mal in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts auf. Eine muselmanische Gemeinde gab es in Sebostopolis-Suchum schon am Anfang des 14. Jahrhunderts. Vom Ende des 16. Jahrhunderts verstärkt sich im Land der Einfluss des Islams, wovon die Grabsteine mit Inschriften und Fürstenamen zeugen. Im 18. und am Anfang des 19. Jh. funktionierten einige Holzmoscheen, aber Schweine wurden in jedem Dorf immer gezüchtet. Die Verbleibsel des Islams bewahren sich in der Lebensweise eines Teils von Abchasen bis heute.

ABCHASEN

Abchasen sind mit allen Völkern der Welt blutverwandt

Die Geschichte der Menschen ist ein bizarres Geflecht von territorialen, ökonomischen, sprachlichen, kulturellen und psychologischen Realitäten, zu denen sich noch ein wichtiger völkerbildender und mit der Genetik des Menschen verbundener Faktor fügt. Die Bedeutung dieser Tatsache ziehen die Politiker und von ihnen unterhaltene Historiker vor, nicht in Betracht zu ziehen. Unterdessen weist die Feststellung der Negroiden in der oberpaläolitischen Schicht der Kalten Grotte und die sprachliche Nähe zu den Mongoloiden unmittelbar die direkten genetischen Verbindungen mit den Vertretern dieser alten Menschenrassen hin. Heute aber sind die Abchasen trefflich ausgedrückte Europäiden, was sich durch ständiges Eindringen auf ihr Territorium von Trägern des entsprechenden Typs erklären lässt. Ohne die unentbehrlichen, aber schlecht dokumentierten Beziehungen der vorschriftlichen Periode zu berühren, verweilen wir bei den Zeugen jener Epochen, die schon gut von schriftlichen und archäologischen Quellen dargestellt worden sind. In Gienose (das heutige Otschamtschira), das vor mehr als 1500 Jahren an der abchasischen Küste von Miletern gegründet wurde, in den Häusern von ersten Ansiedlern wurden örtliche Gerätschaften gefunden. Diese Geräte wurden in die Häuser der Griechen von ihren Frauen, die von Urbewohnern abstammten, mitgebracht. Die griechisch-abchasischen Ehebunde wuchsen in der hellenischen Epoche (Ende des 4.-1. Jhs. V.U.z.) an. Im 1.-3. Jh.u.Z. während der umfassenden politischen und kulturellen Kontakte mit Rom war der Grund der abchasischitalienischen Blutverwandtschaft gelegt worden. Im 4-5. Jh. u. 7. bei den römisch-byzantinischen Festungen (Sebostopolis, Pitiunt u. a.) wurden Vororte-Canaben errichtet, in denen verabschiedete Soldaten mit ihren Familien lebten. Unter ihnen waren zweifellos viele Vertreter und Vertreterinnen der örtlichen Bevölkerung. Im 6. Jh.u.Z. gab Prokop von den Abasgen-Vorfahren von Bsyber Abchasen an, dass "die römischen Krieger… seit langem sich an vielen Orten unter ihnen" angesiedelt haben. Solche gemischten Ansiedlungen konnten sich nicht ohne entsprechende Ehebünde vollziehen. Die Wechselbeziehungen der Garnisonen und Dienstpersonal der griechisch-römischen Städte und Siedlungen mit den Bewohnern der Vorberge und Gebirgstäler liefen oft mit Strafexpeditionen und Pogromen ab, deren ständige Ergebnisse Notzucht und Geburt von "Kriegskindern" waren. (Eine solche Episode wurde von Xenophont am Ende des 5. Jhs. vor unserer Zeitrechnung in der Umgebung von Trapesunt beschrieben). Die Entführung der Städterinnen durch Bergleute waren auch übliche Erscheinungen. 1200 Jahre des Zusammenlebens mit den Griechen auf einem Territorium konnte gewiss eine wichtige Spur in der Genetik der Abchasen (sowie ihrer Nachbarn-Ubychen, Adygen, Megreler u.a.) hinterlassen. Das trug dazu bei, die Hellenen mit Abchasen und ihren Nachbarn blutverwandt zu machen. Vielseitig und dauerhaft waren die Kontakte der Abchasen mit nordkaukasischen Stämmen, in erster Linie mit Alanen (1.-12. Jh. u. z.), Vorfahren der heutigen Osseten. Das Vorhandenzein Von alanischen Elementen in Abchasien wird durch Quellen aus 1.2. jh. u. Z.) durch archäologische Funde jedoch seit dem 4-6. Jh. dokumentiert. Im Ergebnis der abchasisch-alanischen Kontakte wurden nicht nur entsprechende Elemente der materiellen Kultur (Keramik, Bewaffnung u. a.) verbreitet und sich gegenseitige Bereicherung von Narthensagen vollzog, sondern es entstand auch eine große Menge von Mestizen, die sich je nachdem der Vaterlinie oder Mutterlinie anschlossen. Einen bestimmten Beitrag zu der Genetik der Abchasen leisteten im 6. Jh. auch die Perser, deren entsprechende Handlungsweise in Bezug auf eine Vertreterin des apsilischen Adels im Jahre 550 u. Z. ihre Garnison Zibilium ins Verder bestürzte. Im 6. Jh. u. Z. werden zum ersten Mal durch schriftliche Quellen in den inneren Gebieten Abchasiens einzelne Vertreter von Lasen-Vorfahren der heutigen Megreler vermerkt, deren Ehebunde mit den Abchasen an der Kontaktzone entlang des Flusses Ingur besonders intensiv waren. Das Eindringen von Megrelern in südöstliche Gebiete Abchasiens hat sich ab Ende des 10. Jhs. verstärkt, als hier das Bediaer Bischofsamt gestiftet wurde, das seine Macht auch über das linke Ufer von Ingur ausübte. Am Ende des 13. Jhs. und Anfang des 14. Jhs. annektierte Megrelien die Ostgebiete der Abchasischen (Zchumer) Woiwodschaft bis Anakopia. Der Kampf, um diesen Teil Abchasiens zu befreien, dauerte bis zum 17. Jh. Zu dieser Zeit vermerkten die italienischen und georgischen Quellen die westliche politische Grenze zuerst den Kelassuri, dann den Kodor und endlich den Ingur entlang. In der spätmittelalterlichen Periode nährten sich im Ergebnis der Assimilationsprozesse auf den durch Megrelien eroberten Territorien ("Oberabchasien"), Abwanderungen von Bauern und unendlichen Kriege die Abchasen und Megrelier genetisch noch mehr. Nicht so intensiv, aber doch ergebnisreich waren die episodischen Kontakte mit eigentlichen Kartwelern-Georgiern (die Schlacht bei Anakopia im 8. Jh. Beziehungen im 11.-13. Jh. u. a.) und Svanen. Dieser Prozess dauert auch heute noch fort. Außer den obengenannten Völkern lebten auf dem Territorium Abchasiens im Laufe der letzten zwei Jahrtausende Vertreter vieler Sprachen und Kulturen, unter denen Juden, Germanen, Armenier, Araber, Chasaren, Turkvölker, Slawen, Mongolen, Italiener und sogar Chinesen genannt werden müssen. Der Aufenthalt des Slawenstammes auf dem Territorium Abchasiens findet die erste Erwähnung in der Mitte des 6. Jhs. Die Wege und das Blut der Abchasen und Russen verflochten sich eng auch in der Periode der Nachbarschaft von tmutarakanischen und abchasischen Staaten, auf den mittelalterlichen Sklavenhändlerwegen des Mittelmeeres, der Schwarzmeerküste und des Wolgagebiets und während der Kosakenraubzüge an der Ostmeerküste entlang. Ziemlich tiefe, nicht nur kulturelle, sondern auch Verwandtschaftsbande entstanden im 19.-20. Jh. Ein überzeugendes Beispiel dafür, in 27 Jahren nach dem Anschluss Abchasiens zu Russland lebten nur in einem abchasischen Bergdorf Zebelda mehr als 120 flüchtige russische Soldaten, die mit den Abchasierinnen verheiratet waren und das Abchasische erlernt hatten. In demselben 19. Jh. riefen äußerstes Interesse bei den Durchreisenden die abchasischen Schwarzen (PoC) hervor... Eine besondere Rolle in der örtlichen Geschichte der Feudalepoche spielten die ständisch-dynastischen Ehen. An der Wiege des Abchasischen Kaiserreichs standen im 8. Jh. u. Z. eine Kartwelerin (Georgierin), die Frau von Leo I und eine Chasarin, die Mutter von Leo II. In der folgenden Periode bis zum Anfang des 19. Jhs. in der Regel, waren die Frauen und Mütter der einheimischen Kaiser und Fürsten Griechinnen, Ossetinnen, Armenierinnen, Polowzerinnen (Kumanerinnen), Kartwelerinnen, Megrelerinnen u.s.w. Die Kaiser und Fürsten Abchasiens heirateten selten die Vertreterinnen der Völkerschaft, der sie angehörten. Die Braut kam zum neuen Wohnsitz mit zahlreichem Gefolge, das aus Verwandten, Freundinnen, Kriegern, Handwerkern und anderen Stammverwandten bestand, die sich im Laufe der Zeit mit den Einheimischen vermischten. Nicht nur eine große Anzahl von Vertretern der eingewanderten Völker ließen ihre Spur in der Genetik von Abchasen. Die letzteren spielten auch eine bedeutende Rolle in der Gestaltung des Genotyps von vielen Völkern Euroasiens, besonders der Mittelmeerländer. Dabei kommt dem Sklavenhandel eine große Bedeutung zu. Die Schwarzmeerküste des Kaukasus kannte man seit alters her als "Sklavenbergwerk". Dieses "Bergwerk" wurde ab 6. Jh. v.u.Z. bis zum 19. Jh.u.Z. intensiv ausgebeutet. Im Laufe von 2500 Jahren wurden von hier alljährlich Hunderte, manchmal auch Tausende von jungen Menschen weggeholt. In der hellenischen Epoche war Sklavenhandel eine wichtige Einnahmequelle der Ökonomie von Urbewohnern-Heniochen. Im 6. Jh. u. Z. verdienten die Regenten von Abasgen nicht schlecht auf den Märkten von Byzanz, wo sie verschneidete Jungen aus dem Milieu ihrer Stammverwandten verkauften. Den Abasgen wurde in jener Periode infolge nur eines Raubzuges, den die Perser verübten, 40 Jungen als Geiseln genommen und nach Iran verschleppt. Einen besonderen Aufschwung nahm der Sklavenhandel im späteren Mittelalter. Am Anfang des 19. Jhs., während der Besprechung des Vertrages mit Russland, bat Keleschbey Scherwaschidse darum, ihm das Recht auf Menschenhandel zu erhalten. Die Sklavenarbeitskraft, die aus Abchasien und seinen Nachbarterritorien kamen, spielte eine wichtige Rolle im ökonomischen und kulturellen Gedeihen der Schwarzmeerküste und des Mittelmeers. Überall, von Damaskus bis Paris, wurden mit Beteiligung von Menschen kaukasischer Herkunft Städte gegründet, Tempel und Schlösser errichtet, Wege angelegt, Schiffe gebaut, Anbauflächen erweitert... Das Schicksal der Sklaven war bei weitem nicht immer qualvoll und hoffnungslos. Die Sklaven, die in der ganzen zivilisierten Welt verstreut waren, vergaßen ihre Sprache und erlernten fremde Sprachen, bekannten sich zu anderen Religionen, gründeten Familien und erzogen Kinder und Enkel. Manche wurden Zwangsarbeiter, viele wurden Feldherren, die Mädchen aber heirateten Würdenträger und Sultane. Heute leben unter Türken und Arabern, Juden und Griechen, Jugoslawen und Italienern, Franzosen und Spaniern, Iranern und Armeniern, Russen und Tataren solche Menschen (darunter auch zweifellos Abchasen), die einst von der Schwarzmeerküste ausgewiesen worden sind, wovon sie heute keine Ahnung haben. Dazu hat auch das Muhacerettum beigetragen.

ABCHASEN

Abchasien ist ein Land des 2500 - jährigen Staatswesens

Frühklassen- und Sozialverhältnisse bildeten sich auf dem Territorium Abchasiens schon am Ende des 3.-2. Jahrtausends vor unserer Ära heraus, als das Wachstum des Mehrproduktes die gesellschaftlichen Kräfte freilegte, die die Errichtung von monumentalen Steingrabmäler-Dolmen ermöglichte. Der zahlreiche Adel der darauffolgenden Periode ist ausdrucksvoll durch Bestattungen des 8.-6. Jhs. v. u. Z. vertreten, in denen eine Menge von Bronze- und Eisenerzeugnissen anzutreffen ist, welche auf die intensiven Beziehungen mit dem ältesten Staat des Transkaukasus Urartu und Frühklassenstaaten Irans, Kleinasiens, Balkans und kimmerischskythischen Welt hinweisen. Die Staatlichkeit als ein System der Selbstverwaltung, die auf der zentralisierten Konzentration und Verteilung von Produkten begründet ist, wurde auf das Territorium Abchasiens von Griechen-Milesiern eingeführt. Sie gründeten hier schon am Anfang des 6. Jhs. v. u. Z. Städte-Staaten Dioskuria (das heutige Suchum), Gienos (das heutige Otschamtschira). Diese und eine Reihe von anderen Küstenzentren (Eschera, Pitiunt) waren im Laufe von nachfolgenden 600 Jahren ausschlaggebende Herde des politischen Lebens des Landes. Das "Kolchische Reich" des 6.-1. Jhs. vor unserer Zeitrechnung, in dessen Bestand sich Abchasien befand, gehört zu den historischen Mythen, die von Gelehrten und Politikern ab Ende der dreißiger Jahre des laufenden Jahrhunderts ("die Epoche von Beria) konstruiert wurden. Am Ende des 4. und Anfang des 3. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung (auf Grund der Symbiose der hellenisierten militärisch-landwirtschaftlichen Ureinwohneroberschichten und "neuen Aristokratie" in Person der Handels- und Gewebeelite von Dioskuria) entstand im Küstengebiet Mittelabchasiens der hellenische Staat ("Reich") mit einem tyrannischen Machtsystem. Am Ende des 2. Jahrhunderts v.u.Z. war das zu betrachtende Territorium dem Pontischen Reich von Mithridates 6. Eupator einverleibt, der dazu beitrug, in Dioskuria eine Münzstätte zu stiften, deren Erzeugnisse an der ganzen Schwarzmeerküste im Umlauf waren. Zu den ältesten Staaten Abchasiens gehören die "Reiche" Sanigia, Apsilia und Abasgia, die in den Quellen ab 1. Jahrhundert u.Z. auftreten und das ganze Territorium der heutigen Republik Abchasien umfassen. Die Staaten waren politisch von den römischen Kaisern abhängig, die die Ernennung: von örtlichen Kaisern sanktionierten und über sie eine Kontrolle durch die Küstensiedlungen Sebostopolis (das alte Dioskurja) und Pityunt (das heutige Pizunda) ausübten, wo die Garnisonen der römischen Soldaten untergebracht waren. Am Anfang des 2. Jahrhunderts wurden Apsilen von Julian, Abasgen von Remsag, Saniger von Spadag regiert, im 3.-4. Jh. aber herrschte in Abasgien Rigvadin. Nach der Versetzung der Hauptstadt des Kaiserreichs nach Konstantinopel verstärkte sich das politische, ökonomische und kulturelle römischbyzantinische Dasein im Land. In der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts u. Z., an der Schwelle des Einfalls von Persern und ihren nordkaukasischen Verbündeten in die Kolchis, versuchte Byzanz urabchasische (Apsilen, Abasgen, Misimianer und andere) und westkaukasische (Lasen, Svanen) Völkerschaften im Rahmen eines Vasallenpufferstaates-Lasischen Kaiserreichs zu vereinigen. Für zwei, drei Jahrzehnte entstand in der Kolchis eine Situation, die den Realien der Mitte des 20. Jahrhunderts ähnlich war die Abchasen traten in den Staat der Westkartweler-Lasen ein, der seinerseits in der Tat ein Teil des byzantinischen Reichs war. Nach dem Sieg über Perser machte Byzanz alle Völkerschaften, die sich in seinem Reich befanden, gleichberechtigt. In den folgenden 200 Jahren war Abchasien der Ostmeerküstenprovinz des Reichs einverleibt worden und man betrachtete es als "Römisches Land," dessen Verwaltung durch Lothete-Patrizier des Kaisers ausgeführt wurde. Es sind die Namen von den Regenten bekannt, die auf dem Territorium Abasgiens (Opsites und Skeparnas im 6. Jh., Anos, Ghozar, lustinian, Philiktos, Baruk, Demetrios, Theodosios und zwei Konstantinos im 7. Jh. und Anfang des 8. Jhs.) und Apsiliens (Marin und Eustaphios in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts) herrschten. Der Sieg über die Araber an den Mauern der Hauptfestung von Abasgen Anakopia (das heutige "Neues Aphon") trug zur Wiedervereinigung der ganzen Kolchis unter dem byzantinischen Protegé Leo I Abasgos bei. Der Neffe des letzteren, Leo Il nutzte die Schwächung des Reiches und die Verstärkung des Chasarenkaganats Ende des 8. Jahrhunderts u.Z. aus, erklärte seine Unabhängigkeit und versetzte die Hauptstadt des Abchasischen Reichs nach Kutais. Die nachfolgenden 200 Jahre waren eine Blütezeit des christlich abchasischen Reiches, das enge Beziehungen mit Byzanz unterhielt und nach und nach die politischen Grenzen der Mehrheit von ostkartwelischen Ländern in sich aufnahm. Im 10. Jahrhundert grenzte Abchasien im SO an Armenien. Nach Leo II gehörten zu der herrschenden Dynastie der abchasischen Leoniden folgende Namen: Theodosios II, Demetrios II, Georg I, Bagrat I, Konstantinos III, Georg II, Leo III, Demetrios II, Theodosios III der Blinde. Am Ende des 10. Jahrhunderts heiratete die Nachfolgerin des abchasischen Throns Guranducht Bagrat III, den Vertreter des Geschlechts der südgeordischen Bagratiden, die keinen wesentlichen Einfluss auf die Richtung und Qualität der Staatspolitik und dessen Benennung ausgeübt hatten. "Das Reich von Abchasen und Kartwelern" erlangte eine vollkommene föderative Struktur unter Dawid IV. dem Erbauer, als die Hauptstadt des Reichs nach halbmuselmanischem Tiflis versetzt wurde. Das eigentliche Abchasien, wie ehemals, war eine deutlich ausgeprägte autonome politische Einheit. Den größten Teil des 11. Jahrhunderts war es von Byzanz besetzt, in den 11. - 13. Jh. diente als Residenz der abchasischen herrschenden Fürsten Tschatschba-Scherwaschidse Zchum-Suchum. Dieser Fürstengeschlecht herrschte über Abchasien bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die spätmittelalterliche (14.-17.Jh.) des Abchasischen Fürstentums ist eine Chronik des verwegenen Kampfes seiner Administration und seines Volkes für die Erhaltung der Unabhängigkeit von den megrelischen und imeretinischen Herrschern, die mehrmals ihre Niederlage erlitten haben und sich mit einer Bitte um die Hilfe an die kartwelischen Könige (das heutige Ostgeorgien) für die Niederschlagung der Abchasen zu wenden gezwungen waren. Das von abchasischen Fürsten kontrollierte Territorium hat sich mal verkleinert, mal vergrößert, aber kein einziges Mal hörte das autonome Bestehen Abchasiens auf. Davon zeugen sogar die nicht immer objektiven georgischen und anderen Quellenschriften. Selbst die während des 30 jährigen abchasisch-megrelischen Krieges quer über das Territorium aufgebaute Abgrenzungs- und Verteidigungsanlage, 60 km lange Kelassuri (große Abchasische)- Mauer, deren Errichtung im zweiten Viertel des 17. Jh., von den Herrschern Megreliens unternommen wurde, konnte die Abchasier nicht bezwingen. Sie nahmen die längste Verteidigungslinie im Kaukasus im Sturm und stellten den Fluss Ingur entlang ihre ehemalige politische Grenze wieder her. Im 17. Jh. und Anfang des 19. Jhs. war eine Periode der Steigerung von politischen Banden mit dem osmanischen Reich, dessen Regierung zwecks Ausbreitung ihres Einflusses im Kaukasus auf Abchasien setzte, dessen besondere Lage in der Region in Betracht gezogen wurde. Die türkischen Garnisonen wurden in Suchum-Kale und Anakopia stationiert. Am Ende des 18. Jahrhunderts trat Keleschbey Scherwaschidse an die Spitze des Abchasischen Fürstentums, dessen 25 Tausend Mann starkes Heer und 600 Galeeren, die die Küste entlang kreuzten und den Einwohnern von Batumi bis Gelendshik eine ständige Angst einjagten. Der weitblickende Politiker Keleschbey sicherte um den Preis seines Lebens dem Abchasischen Fürstentum im Rahmen des Russischen Reichs (das von Alexander I unterzeichnete Manifest von 1810) eine Autonomie, die bis 1864 bestand. Später wurde Abchasien in die Suchumer Militärabteilung umbenannt, in der eine direkte russische administrative Macht ausgeführt wurde. Im Jahre 1883 wurde "die Abteilung" als ein "Kreis" dem Kutaiser Militärgouvenement einverleibt. Es wurden Städte, Wege, Wasserkraftwerke, Schulgebäude, Bibliotheken, Krankenhäuser und Theater gebaut, man schuf ein abchasisches Schriftsystem, dem die russische Graphik zugrunde gelegt worden war, es entstand eine eigene talentvolle Intelligenz: Lehrer, Schriftsteller, Maler, Militärbeamte, Beamtenstand. Die verwitwete Kaiserin Maria Feodorowna hat eine morganitische Ehe mit dem abchasischen Fürsten Georg Scherwaschidse geschlossen. In einem speziellen Aufruf sprach 1907 Kaiser Nikolaus II das abchasische Volk von aller "Schuld" frei und machte es mit allen Bürgern des Reiches rechtlich gleich. Die abchasische Sotnie (Schwadron) vollbrachte nicht wenige hervorragende Waffentaten an Fronten des 1. Weltkrieges. So wurden Voraussetzungen zur nationalen Wiederbelebung der Abchasen geschaffen. Im März 1917 wurde im Suchumer Kreis eine eigene provisorische Regierung gebildet. Nach sieben Monaten trat Abchasien auf föderativer Grundlage in den Südostbund des Kosakenheers, der Bergbewohner vom Kaukasus und von Freien Völkern der Steppen ein. Damals wurde eine Deklaration des Selbstbestimmungsrechts und eine sich auf dieses Prinzip begründete Konstitution angenommen. Im Juni 1918 wurde der Suchumer Kreis von der georgischen Expeditionsabteilung des Generals Masniew (Masniaschwili) okkupiert. Nach einem Jahr war die Bezeichnung "Abchasien" wiederhergestellt, aber die darauffolgenden Bestrebungen, die abchasische "Autonomie" im Rahmen der georgischen Demokratischen Republik rechtkräftig zu machen, misslangen. Im März 1921 befreiten die von den Truppenteilen der 9. Roten Armee unterstützte abchasischen Trupps "Kjaras" ihr Land, nachdem die unabhängige SSR Abchasien verkündet worden war. Nach einem Jahr schlossen unter dem Druck Stalins die SSR Abchasien und die SSR Georgien einen föderativen Vertrag, der 1931 verletzt worden war (L. P. Beria, der aus Abchasien gebürtig war, half dabei dem J. W. Stalin), infolgedessen Abchasien als eine autonome Republik dem "unitären" Georgien einverleibt wurde. Ab den dreißiger Jahren wurde die gewaltsame Georgifikation zu einem der Hauptfunktionen des administrativen Systems: sogar im Eifer des Kampfes gegen die Faschisten um den Kaukasus wurde den Ansiedlern, die vom Osten nach Abchasien kamen, eine besondere Bedeutung beigemessen. Diesem Ziel diente auch die Vertreibung von Griechen und Türken aus Abchasien 1949. Von dem für die Abchasier ungünstigen Veränderungen in der demographischen Situation Abchasiens der letzten 100 Jahren zeugt diese Aufstellung:

Das Kolonialregime und die ständige Verletzung der nationalen Würde riefen mehrmals Massenproteste der Abchasen hervor, die die Wiederherstellung des Status der zwanziger Jahre und die Einverlaubung Abchasiens in die Russische Föderation forderten. Am 25. August 1990 nahm Oberste Rat Abchasiens die Deklaration der Staatsouveränität der Abchasischen Sozialistischen Sowjetrepublik an. Im März 1991 fand ein Referendum statt. Auf diesem Volksentscheid über die Zukunft der Union erklärte sich Abchasien für sein rechtsgleiches Verbleiben in ihrem Bestand, Georgien aber für ihren Zerfall. Also, auf die Frage: "Abchasen, wer sind sie?"- kann man folgenderweise kurz antworten. Die Abchasen unterscheiden sich von anderen Menschen der Erde weder genetisch noch historisch, sie bilden einen gleichberechtigten Teil der Menschengemeinschaft. Aber die Besonderheit der Abchasen, ihr Glück und Unglück, besteht darin, dass sich ihre Sprache Jahrtausendelang nicht veränderte und eine einzigartige, besondere ökologische Nische zwischen dem großen Kaukasus und Schwarzem Meer einnimmt. Außerdem bewahrten sie eine Sprache, die schon längst auf den benachbarten Territorien Euroasiens erlöschen ist. Im Laufe von Millionen Jahren sammelte die Natur mannigfaltige Muster ihres Schaffens in diesem Schutzwinkel. Das sind die Ablagerungen der uralten OzeaneKalksteine, in deren Dicke die tiefsten und geräumigsten Höhlen Euroasiens verborgen sind, eine einmalige Flora, die über 60 sonst nirgendwo erhaltenen Pflanzen zählt, die größten Buchen und Fichten der Erde, die abchasische Biene mit ihrem in der Welt längstem Saugrüssel. Unter diesen Reliquien ist auch die abchasische Sprache, ein Lingualrelikt des Westkaukasus. Während die sozial-ökonomische Lebensform in einem Riesenraum, der das Territorium der ehemaligen UdSSR und ihrer Sattelitenländer umfasst, zerstört wird, überwältigt mutig die multinationale Bevölkerung des kleinen Abchasiens die nationale Aktivität, die sich auf eine historische Besinnungslosigkeit tat, Isolierung gründet. Dabei hofft die Bevölkerung unseres Landes, die Hände zum Gebet faltend, auf den Gott, die geographische Lage Ihrer Heimat, auf gesunden Menschenverstand und die Werte, die immer noch erfolgreich zu ihrem Verleben beitrugen, dass sie auf dieser rauen, aber doch herrlichen Welt weiterleben wird. Sei glücklich, Abchasien!

ABCHASEN

Nachwort zur zweiten Auflage

Diese Arbeit wurde Ende des Jahres 1991 auf Bestellung der Redaktion des Jahrbuches "Wissenschaft und Menschheit" geschrieben. Aber die Verhältnisse gestalteten sich derart, dass sie als Einzelbroschüre in Suchum im Juli 1992 am Vorabend der Invasion von Schewardnadses Formationen in die Republik Abchasien veröffentlicht wurde. Der größte Teil der Auflage wurde von den Okkupanten vernichtet, der Text aber war in der Zeitung "Demokratitscheskaia Abchasia" ("Demokratisches Abchasien") einer gehässigen und unwissenden Kritik unterzogen worden. Alle gesetzgebenden Dokumente der ehemaligen UdSSR und der Georgischen SSR wurden für juridisch ungültig erklärt und es bestand die Gefahr der Rückkehr zum Bürgerkrieg, wie in Russland von 1918-1920. Für Abchasien entstand ein rechtliches Vakuum. Daher musste Abchasien das entsprechende Dokument von Stalin und Berija des Jahres 1931 über die Einverleibung Abchasiens als eine autonome Republik der Georgischen SSR abschaffen, wonach "das Land von Apsen"- Apsny (= Abchasien) außer der Georgiens erschien. Da in den höheren Kreisen der Welt, wo der Zerfall der UdSSR hervorgerufen worden war, beschlossen wurde, diesen Verfall auf der Ebene der administrativen Grenzen der Unionsrepubliken zu unterbrechen, erwuchs der Leitung Georgiens das Problem der Wiederherstellung der "territorialen Integrität." Dieses Problem konnte nur auf zwei verschiedene Wege gelöst werden: entweder die Republik Georgien sollte als ein föderativer Staat anerkannt werden und einen entsprechenden Vertrag unterschreiben oder die von ihm abgefallenen Territorien von neuem erobern. Die durch einen blutigen Staatsstreich an die Macht gelangte Junta von Schewardnadse sagte dem zivilisierten Verfahren ab und wählte dem zweiten Weg die Gewaltanwendung. Als Schewardnadse sich den Beistand der Leitung von UNO und einer Reihe von führenden Staaten der Welt (USA, Deutschland, Türkei, Russland u. a.) gesichert hatte, die ihm für die Begünstigung im Zerfall der UdSSR dankbar waren, und seinen "Anteil" der sowjetischen Ausrüstung bekam, schickte er seine Stürmer am 14. August 1992 nach Abchasien. Ihre Aufgabe war: Mord, Plünderung, Vergewaltigung. Im Herbst, Winter und Frühling 1992-1993 verwandelten die Schewarnadse-Soldaten die ehemals gedeihende Kurortrepublik, die "Allunionsheilstätte" die Millionen Menschen Glück geschenkt hatte, in eine Zone großer ökologischen Katastrophe. Abchasien, das 70 Jahre ohne Krieg bestand, wurde in drei Teile geteilt, in das Frontgebiet, das die Bezirke von Gudautha und Gagra einschloss; in das Blockadengebiet, dass das Gebirgsvorland des Bezirkes Otschamtschira und die Stadt Tkuartschal umfasste und das okkupierte Küstengebiet von Suchum bis einschließlich der Stadt Otschamtschira. Wie Heuschrecken stürzten sich die Abgesandten der Dreimännerherrschaft Schewardnadse-Joseljani-Kitowani auf Abchasien. Die Soldaten des Triumvirats erhielten eine Abschusslizenz, eine Genehmigung zur Unterdrückung und Ausplünderung der multinationalen Bevölkerung Abchasiens. Im Laufe von 3 Monaten des Krieges kam jeder hundertste Einwohner ums Leben, jeder fünfzigste wurde verletzt, jeder vierte wurde aus seiner Wohnung vertrieben und beraubt. Tausende von friedlichen Bürgern wurden wegen ihrer Gesinnung, Nationalitätsangehörigkeit, Schwäche, Jugend oder Alters gequält. Man misshandelte die Menschen, es wurden Erschießungen initiiert, Extremitäten durchschossen oder gebrochen, mit spitzen Gegenständen gestochen, vergewaltigt, die Körperteile mit Zigaretten und Bügeleisen verbrannt, und Zähne ausgeschlagen. Vor Augen der nächsten Angehörigen wurden die Gefolterten erschossen, Häuser in Brand gesetzt, den Menschen das Gut weggenommen, Gärten und Saaten vernichtet. Die Schewardnadse-Soldaten verlangten Lösegeld für die Erhaltung des Lebens der Kinder und für die Leichen. Es wurden viele Dörfer vernichtet, die Hauptstadt der Republik, das alte Suchum wurde einem schrecklichen Pogrom ausgesetzt, Wo 10% der Baudenkmäler zerstört und entstellt worden sind. Es wurde das Kulturmilieu total vernichtet, das Abchasische Staatsarchiv, das Abchasische Institut für Sprache, Literatur und Geschichte, die Staatsbibliothek zu Suchum, das Russische dramatische Theater wurden abgebrannt, die Abchasische Universität, Museen, Schulen, Handelsämter ausgeplündert. Aus den Maschinenpistolen wurden Klaviere, Schalplatten, Spiegel, seltsamer Weise Bücher beschossen. Eine Menge von schrecklichen Tragödien brach in diesem Land aus, wozu Schewardnadse seinen Segen gab. Eine solcher Tragödien spielte sich in der KodorSchlucht ab, wo am 14. Dezember 1992 der russische Hubschrauber "MI-8mt" abgeschossen wurde. Im Feuer der Explosion verbrannten lebendigen Leibes 35 Frauen (darunter auch 8 Frauen, die schwanger waren) und 36 Kinder, insgesamt über 85 Menschen. Die verkohlten Leichname wurden auf der Suche nach goldenen Zähnen, Ringen und anderen "Beutestücken" geplündert. Die Politiker Russlands und anderer Staaten der Welt verziehen ihrem "sozial Nächsten" Schewardnadse auch dieses Verbrechen. All diese tierische Entfesselung stürzte über Abchasien herein aus Rache dafür, dass "Abchasien kein Georgien ist", weil Abchasen, Georgier, Russen, Armenier, Griechen u. a., die hier leben, der Welt eine seltsame Religionsduldung zeigten, sie sind eine Gemeinschaft von Menschen, die sich gegen den von Pseudodemokraten hervorgerufenen Zerfall und von ihnen entfesselten Bürgerkrieg erhoben hatte. Der Verstand von Eduard Schewardnadse und der von Mitkämpfern brachten das Ungeheuer hervor, das Abchasien und seine Bevölkerung immerwährend peinigt. Aber Abchasien lebt und wird weiterleben. Trotz starken Mangels an Bewaffnung und Nahrungsmitteln, Spezialisten und Erfahrung kämpfen neben den Abchasen, Russen, Armenier, Kabardiner, Adygen, Abasiner, Tschetschenen u. a., die Heldenmut und allgemein menschliche Solidarität mit dem ins Unglück geratenen Land gezeigt haben. In der ganzen Welt wurde die Sammlung von Nahrungsmittelt und Sachen organisiert, es breitete sich eine moralische Unterstützung dem für Freiheit und Gerechtigkeit kämpfenden Volk Abchasiens. Unter diesen Bedingungen muss man am Leben bleiben, den Feind besiegen, warten, bis der Frieden kommt. Der Frieden wird kommen, er wird unbedingt kommen auf den gesegneten Boden Apsny. Wenn sich der Schlamm, der durch die Neuaufteilung der Welt aufgewühlt worden ist, setzt, tritt der Frieden auf den ganzen "Bogen der Instabilität" vom Balkan bis Pamir ein. Abchasien, auf baldigen Frieden! Den 22. März 1993 Stadt Gudautha.

ABCHASEN

Nachwort zur deutschen Auflage

Die Probleme der fernen Schwarzmeerküstenrepublik Abchasien können dem deutschen Leser auf den ersten Blick ziemlich abstrakt erscheinen. Wenn man sich aber in die Geschichte vertieft, wird es einem klar, dass Erscheinen der Broschüre "Abchasen-wer sind sie?" in deutscher Sprache ganz gesetzmäßig ist. Deutschland und Abchasien waren von alters her durch zahlreiche Fäden miteinander verbunden. Die Vertreter der germanischen Stämme waren schon im 6. Jahrhundert in Abchasien und dessen Grenzen aktiv tätig, als sich in Nordkaukasus der germanische Stamm der Goten-Tetraxiten niedergelassen hatte. Im Bestand des byzantinischen Heeres und der diplomatischen Missionen, die auf dem Territorium Abchasiens tätig waren, befanden sich auch Deutsche, die aus dem heutigen Deutschland gebürtig waren. Von ihnen war im 6. Jahrhundert der Feldherr Soterich am bekanntesten, der im Osten Abchasiens beerdigt ist. Viele prominente Persönlichkeiten deutscher Herkunft, die im Dienst in zaristischem Russland standen, hatten eine tiefe Spur in der Geschichte Abchasiens des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts hinterlassen. Das sind der Oberbefehlshaber im Kaukasus General Rosen, der Reisende und Schriftsteller Tornau, der erste Gründer des abchasischen Alphabets Baron Uslar, der Befehlshaber des Suchumer Militärbezirks Abchasiens General Heimann, Tabakfabrikbesitzer Reingart, Kaukasusforscher Weidenbaum, der Gründer des Kurorts Gagra Prinz von Oldenburg. Hier müssen auch die Namen der bekanntesten deutschen Forscher des abchasischen Sprachbaus genannt werden: Bouda, Güldenstedt, Dirr, Klaprot, Deeters, Reinex und Bleichsteiner. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurden von deutschen Kolonisten in Abchasien einige Dörfer gegründet: Gnatenberg, Neudorf, Lindau, Zebelda und andere. In der Hauptstadt Abchasiens Suchum entstand eine lutherische Gemeinde mit ihrer Kirche. Anfang des 20. Jahrhunderts zogen die Berge und Pässe Abchasiens die Aufmerksamkeit der deutschen Alpinisten auf sich. Während des ersten Weltkrieges lagen an der abchasischen Schwarzmeerküste die deutschen Kreuzer "Geben" und "Breslau" und Unterseeboote. In den sechziger und achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde Pizunda für die deutschen Touristen ein Lieblingsort der Erholung. In deutscher Sprache erschienen Essays und Reisehandbücher, die über Abchasien und das abchasische Volk erzählten. Die besten abchasischen Dichter und Übersetzer übertrugen ins Abchasische die Werke von Goethe, Schiller, Heine, Böll, Th. Mann und anderen Klassikern der deutschen Literatur. Kurz vor dem Anfang des Krieges von 1992-1993 wurde die Gesellschaft für die deutsche Kultur gegründet, die ungefähr hundert Deutsche und ihre Nachkommen, die in Abchasien leben, umfasst. Viele junge Leute deutscher Herkunft nahmen an der Befreiung Abchasiens teil. Unter ihnen war die tapfere abchasische Journalistin Isida Tschanja, deren Mutter eine Deutsche ist. Bis zehn Deutsche sind in diesen Kämpfen gefallen. In der deutschen Presse erschien eine Menge von Artikeln über die Tragödie in Abchasien, hierher kamen oft Journalisten, Politiker aus Deutschland. Die einen, das augenscheinliche Wohlwollen Kohls für Schewardnadse teilend, sympathisierten mit Schewardnadse-Regime, die anderen aber empfunden Mitleid mit den zahlreichen Opfern (bis 100 tausend Toten und bis 1 Mill. Flüchtlinge aller Nationalitäten) dieses Regimes. Sie verbreiteten in Deutschland die Wahrheit über diesen vernunftwidrigen Krieg und leisteten uns humanitäre und andere Hilfe, wofür Abchasien ihnen ewig dankbar verbleibt. Unser besonderer Dank gilt der Journalistin aus Saarbrücken Silvja Hudola für ihren hohen Beitrag: Überall drangen die Menschen in das Wesen der Frage ein und gaben sich Mühe, dem Volk Abchasiens (mit Geld, Wort, Medikamenten) zu helfen. Ein Jahr des Krieges hat die kleine Schwarzmeerküstenrepublik in der ganzen zivilisierten Welt nicht nur allbekannt und allbeliebt gemacht, sondern trug dazu bei, überall zahlreiche Freunde zu gewinnen. Unter den Anhängern Abchasiens waren Gelehrte, Politiker, Kulturschaffende, Geschäftsleute, einfache Werktätige. Abchasien, wie ein bevollmächtigtes Mitglied von UNPO (den Haag), wurde de facto zu einem der selbständigen politischen Gebilde des Erdballs. Die vereinten Bemühungen der Menschen guten Willens aus vielen Ländern und die Fähigkeit zur selbständigen Existenz, die der abchasischen Staatlichkeit zugrunde liegt, ermöglichten am 27. September 1993 die Hauptstadt der Republik zu befreien, nach einigen Tagen aber das ganz Abchasien bis zum Fluss Ingur, der eine Grenze zwischen Abchasien und Georgien bildet. Aber der teuer bezahlte Sieg brachte keinen vollwertigen Frieden auf diesen schmerzensreichen Boden. Da Schewardnadse das Volk Abchasiens nicht mit Gewalt niederhalten konnte, rief er seine Gesinnungsgenossen aus Russland und UN zu Hilfe, die nichts mehr Klügeres fanden, als Abchasien fälschlich Aggression und Okkupation seiner Hauptstadt und seiner ureigensten Territorien zur Last zu legen. Die Regierung des großen Russlands verhängte eine Blockade über das kleine Abchasien und tausenden Greisen, Frauen und Kindern wurde elektrisches Licht, Brot, Wasser, Medikamente, Brennstoff und andere elementare Existenzmittel entzogen. Die russisch-abchasische Grenze am Fluss Psou ist zum Elend Abchasiens in eine schmutzige Bereicherungsquelle, in einen Herd der Konservierung von Kriegsbedingungen, des Wirtschaftsverfalls, der Belebung von Verbrecherelementen und Banden verwandelt, die die Sache von Schewardnadse-Gardisten auf dem Gebiet der Plünderungen, Gewalttaten und Morde fortsetzten. Der Regierung und den gesetzestreuen Bürgern Abchasiens gelang es durch unersetzliche Verluste die Situation zu stabilisieren, den Krieg nicht wieder entbrennen zu lassen, die internationalen Missionen (UN, CSCE, den USA-Kongress und andere) zu überzeugen, endlich die Republik als ein gleichberechtigtes Subjekt des Krieges anzuerkennen, die das Recht besitzt, sich an den Tisch der Verhandlungen zu setzen. Am 30. November und am 1. Dezember 1994 fand in Genf die erste Runde der Verhandlungen zwischen Abchasien und Georgien unter Beteiligung von Russland und UN statt, um den Weg zum dauerhaften Frieden in der Region zu finden. Im Laufe des ganzen Jahres 1994 dauerten diese Verhandlungen. Die abchasische Seite geht in ihrer Position von der realen Tatsache aus, dass heutzutage ein Staat besteht, der von Georgien nicht abhängig ist. Dieser Staat heißt Republik Abchasien, der im Ergebnis des Zerfalls der UdSSR entstanden ist und das Recht auf selbständiges Bestehen bekam, da alle gesetzgebenden Akte und Konstitutionen der sowjetischen Periode von der Regierung Georgiens und der Weltgemeinschaft für ungültig erklärt worden sind. Sie stellen in der Geschichte die einzigen Dokumente dar, die die Stelle Abchasiens in den Grenzen Georgiens bestimmen. Die Hauptbedingung für die Einstellung des Krieges in der Region und die Beachtung der Allgemeinen Deklaration der Rechte des Menschen und anderer Rechte der Staaten und Völker schützen, ist die Anerkennung des Rechtes auf das Referendum, damit das Volk Abchasiens seinen Status, sein Schicksal selbst bestimmt. Vielleicht ist Abchasien nach der Position, die die UN unter dem Einfluss des zweifelhaften Charmes von Schewardnadse bezieht, nicht ganz ein "eheliches Kind" in der Familie der Staaten des Erdballs, aber das bedeutet gar nicht, dass man es töten muss. Abchasien besteht und es soll diese Tatsache den allgemein menschlichen Normen der Kultur und Moral gemäß anerkannt werden. Die europäischen Gemeinschaften, darunter auch die Deutschen, haben in dieser Frage besondere Verantwortungen und Möglichkeiten, deren Realisierung ein gutes Dienen dem Gott und den Menschen sein würde. Stellvertretender Premier des Ministerkabinetts der Republik Abchasien, Prof. J. N. Woronow.